
Islands Vulkane in Ausbruch-Stimmung
Verfasst von Sif
Feuriges Naturspektakel - magisch und ungezämt
Wuff, da bin ich wieder und erzähle euch aus aktuellem Anlass etwas über die Vulkane auf der Insel hier. Island wird auch „das Land aus Feuer und Eis“ genannt, und das Feuer in Form von blubbernden Vulkanen hat in den letzten Jahren einiges an Spektakel geboten. Besonders auf der Reykjanes-Halbinsel, südwestlich von Reykjavik, sprudelt das Feuer fast so regelmässig wie mein Planschbecken überläuft, wenn ich darin rumtobe. Auch jetzt gerade fliegt wieder Lava aus dem Boden. Um es vorweg zu nehmen, das Reisen in Island ist trotz dieses Ausbruchs kein Problem, auch bei uns im Westen in den Ferienhäuser der Mystic Light Lodge ist es völlig sicher. Auch die Flüge nach Island sind davon nicht betroffen.

Zuerst aber ein kurzer Blick zurück in die letzten 15 Jahre. Noch bevor Esther eine Pfote - ich meine einen Fuss - auf Island gesetzt hatte, sie also noch ganz Island-grün hinter den Ohren war, machte sie 2010 Bekanntschaft mit einem Vulkan der Insel, dem Eyjafjallajökull. Der spuckte damals so viel Asche aus, dass die Flugzeuge in und nach Europa alle brav am Boden blieben, Esther in Miami feststeckte und so ihre Ferien eine Woche länger dauerten. Ganz schön doof... also vor allem für ihren Arbeitgeber in der Schweiz.
Derweil machten sich die Isländer über den Rest der Welt lustig, weil niemand den Namen richtig aussprechen konnte. Ich versuche es mal: Wauwufjawauwudl. Na also, gar nicht so schwer…
Dann folgten die Eruptionen bei Grímsvötn (2011) und Bárðarbunga (2014), auch ziemlich spektakulär, aber in der Einöde im Hochland. Kein Mensch und kein Hund kam da einfach so hin. Aber wau, sah das auf den Bildern in den Medien heiss aus! Und auch kalt, denn diese Vulkane liegen unter dem Gletscher Vatnajökull. Feuer und Eis, ich sag es ja…
Im März 2021 rückte der Fagradalsfjall ins Scheinwerferlicht! Der blubberte einfach los, nachdem 800 Jahre zuvor in dieser Gegend nichts los war. Nur ca. 40 km von Reykjavík, ca. 20 km vom Flughafen Keflavík und weniger als 150 km von Búðardalur entfernt schossen Lavafontänen weit in den Himmel hinauf und glühende Ströme füllten die kargen Täler. Das Beste dabei: Es bestand keine Gefahr für die isländische Bevölkerung und es war für die Zweibeiner sogar sicher genug, ganz nahe an die Ausbruchstelle zu wandern. Die Menschen gerieten ganz aus dem Häuschen, verstopften die Strasse mit Autos und pilgerten mit ihren teuren Handys, Kameras und Drohnen, aber zuweilen mit billigen Flipflops über Stock und viel Stein zum glühenden Naturspektakel. Ganz vorwitzige Gesellen grillten Würstchen über der frischen, noch heissen Lava. Yammie! Ich hätte meine gesamte Leckerli-Sammlung dafür geopfert! Aber ich war ja noch nicht geboren und ausserdem war der Aufenthalt da für Vierbeiner wie mich mit ihrer Schnüffelnase tief unten nicht empfohlen, da sich giftige Gase vor allem dem Boden entlang schlichen.
Esther und Pierre wollten auch hin und dieses faszinierende Naturschauspiel spüren, aber damals lebten sie noch in der Schweiz, die Welt wurde von Corona beherrscht (nicht das Bier, irgendwas mit Pandemie) und das Reisen war etwas umständlich. Ende August 2021 konnten sie dann endlich in die Ferien fliegen. Und sie freuten sich fast so sehr wie ich mich über eine gegrillte Wurst, dass der Vulkan immer noch aktiv war und heisses Zeugs in die Luft sprengte. Jedoch machte er manchmal eine Verschnaufpause und hörte kurzzeitig auf mit der Sprudel-Show auf. Die eineinhalb-stündige Wanderung zum Aussichtspunkt auf einem Berg musste deshalb gut geplant sein, um das Spektakel auch wirklich sehen zu können. Esther und Pierre versagten da ziemlich, weshalb sie dreimal losmarschieren mussten. Beim ersten Mal war es auf dem Berg so neblig und stürmisch, dass sie nichts gesehen hätten, selbst wenn der Vulkan leuchtende Blauwale ausgespuckt hätte. Beim zweiten Mal konnten sie ganz nahe an einen frischen Lavastrom heran und das rote Glühen bestaunen, die Hitze fühlen und den verbrannten Geruch wahrnehmen.


Das Erlebnis war offenbar fantastisch, jedoch mit dem Wermutstropfen, dass der Vulkan zu diesem Zeitpunkt kein neues Material aus dem Krater fliegen liess. Und weil die beiden nicht genug kriegen konnten und unbedingt auch Lavafontänen spritzen sehen wollten, machten sie sich auch noch ein drittes Mal auf den Weg. Um 2 Uhr in der Nacht quälten sie sich aus dem Bett, fuhren die ca. ein-stündige Strecke vom Hotel zum Parkplatz in der Nähe des Vulkanes und stolperten im Dunkeln den Berg hoch. Und dieses Mal hatten sie Glück, die Lava flog über den Krater hinaus in den Himmel und das gelb-rote Glühen erhellte die dunkle Nacht. Die beiden erzählen bis heute mit leuchtenden Augen davon. Ich schwöre, wenn sie noch einmal „es war magisch“ sagen, belle ich den Kühlschrank an.

Gleich nach diesem Abenteuer der beiden endete der Ausbruch. Im August 2022 und Juli 2023 gab es noch zwei weitere, aber deutlich kürzere Ausbrüche in der Gegend. Sie waren toll für Touris und glücklicherweise kein Problem für die Bewohner und Infrastruktur der Insel. Esther und Pierre waren dazu verdammt, aus der Schweiz zuzugucken, keine Ferien und keine spontane Reise nach Island.
Ab Dezember 2023 war der risikoarme Spass dann leider vorbei. Beim Sundhnúkagígar-Kraterfeld, ebenfalls auf der Reykjanes-Halbinsel und ganz in der Nähe vom Fischerdorf Grindavík kam es während Monaten fortlaufend zu neuen Eruptionen. Lava und Erdbeben führten zu mehreren Evakuierungen von Zwei- und Vierbeinern, zu Schäden an Häusern, Strassen und Wasser- und Stromleitungen. Auch die Touristenattraktion Blaue Lagune musste mehrmals evakuiert werden, ausserdem bedeckte die Lava den Parkplatz. Die Situation in Grindavík wurde so unberechenbar und unvorhersehbar, dass viele Bewohner samt ihren felligen Freunden dauerhaft wegziehen mussten. Obwohl nicht weit entfernt, blieben immerhin der Flughafen Keflavík wie auch die Hauptstadt Reykjavík weitgehend unbeeinflusst. Die Videos und Bilder, welche vor allem die sozialen Medien bei jedem neuen Ausbruch fluteten, waren extrem eindrucksvoll, ein Denkmal an die Zerstörungskraft, aber auch unbeschreibliche Schönheit der Natur.

Und heute? Vor einer Woche, am 16. Juli 2025, hat es wieder wuff gemacht. Der neunte Ausbruch bei den Sundhnúkagígar-Kratern hiefte wieder viel Lava in die Luft entlang einer langen Spalte. Diesmal zwar ohne Gefahr für Häuser und Infrastruktur, aber die Wetter- und Windsituation waren so doof, dass die ganzen stinkenden Gase über weite Teile von Island verteilt wurden, auch nach Snæfellsnes und zu uns und sogar in die Westfjorde. Schwefeldioxid gelangte bis in mein Körbchen! Hier in Búðardalur vernebelte das Zeugs tagelang den Himmel und ich konnte nicht mal mehr das Meer sehen, obwohl es doch so nah ist. Nur grauer Mief. An Orten näher beim Vulkan wurde den Menschen sogar empfohlen, drinnen zu bleiben. Arme Wuffis, wo sollen die denn hinpinkeln? Mittlerweile ist die Sonne bei uns in Westisland wieder zum Vorschein gekommen und ich konnte endlich wieder frei durchatmen und den Fjord überblicken.

Noch eine witzige Geschichte: Die isländischen Experten hatten nur Stunden bevor es bei den Sundhnúkagígar-Kratern wieder zu sprudeln begann, der Bevölkerung erzählt, dass ein nächster Ausbruch im Herbst folgen könnte. Trotz all den Eruptionen der letzten Jahre und den vielen Daten und Erfahrungen, die dabei gesammelt werden konnten, ist es unmöglich geblieben, eine verlässliche Prognosen zu machen. Die Erde macht, was sie will. Genau wie ich, meistens.
Übrigens, auf der südlich von uns gelegenen Halbinsel Snæfellsnes liegt der Vulkan Snæfellsjökull. Der gilt im Grunde auch noch als aktiv, aber da ist schon seit ungefähr 1800 Jahren so wenig los wie in meinem leeren Fressnapf. Der Berg ist aber sehr schön zum Angucken und wunderbarer Hintergrund für Posen.

Sif
Chefin Unterhaltung
Mystic Light Lodge